Ruth Linhart | Reisen | Fotos Marokko 2009


Bis zu den Dünen der Sahara, Marokko 2009

Inhalt Casablanca / Rabat Meknes, Fès Fès Erfoud Ouarzazate Ouarzazate und Fahrt nach Marrakesch Marrakèsch Vallée de l´Ourika
Casablanca Meknes Fès Erfoud Ouarzazate Kasbahs Marrakèsch V. de l`Ourika

11. 10. 2009, Marrakèsch

Am Abend werden wir den berühmten Platz Djemaa el-fna besuchen. Jetzt ein strahlender Morgen. Der Tag verspricht heiß zu werden. Von 40 Grad ist die Rede. Darum kündigt uns der Reiseleiter eine mittägliche Siesta an.
Bei den Menara Gärten
Wir gleiten mit dem Bus durch die breiten Straßen, in deren Mitte Rosenrabatten, die das ganze Jahr blühen. Erstes Ziel sind die Menara-Gärten mit einem Wasserreservoir aus dem 12. Jahrhundert inmitten von Olivenhainen, ein weitläufiges Gelände, in dem sich jetzt um neun Uhr vormittags noch wenige Menschen befinden. Said hat vom Frühstück Brot mitgenommen und füttert die Karpfen. Der Himmel ist eine tieflblaue Kuppel. Den Hohen Atlas sieht man nicht so klar, wie es möglich wäre, sondern als dunstverschleierte Schemen.
Zedernholzarbeiten

Busfahrt durch Marrakesch

Fahrt entlang der Stadtmauer, die sich 16 Kilometer um die Medina zieht. Viele traditionell gekleidete Männer sitzen an der Mauer bei Spielen zusammen.
Nächster Stopp sind die Saadier-Gräber aus dem 16. Jahrhundert. Ummauerter Garten mit südlichen Früchten. Said zeigt uns, dass die Bitterorangen und die Grapefruits an kleinen Herzen erkennbar sind, die sich an die Blätter anschließen. Er schenkt mir ein Grapefruitblatt, das sich aber leider sofort einzurollen beginnt. Die Mausoleen sind mit Stuck- und Zedernholzarbeiten und Carrara-Marmor geschmückt. Man tauschte damals ein Kilo marokkanischen Zucker gegen ein Kilo Marmor, erzählt Said und entwickelt die Abstammung des Wortes Zucker in den europäischen Sprachen aus dem marokkanischen Wort dafür.

Prächtiger Brunnen
Alle Sehenswürdigkeiten, die wir vorgestellt bekommen, liegen nahe beieinander, so auch der reizende Bahia-Palast. Auf dem Weg dorthin passieren wir den jüdischen Stadtteil, die Mellah. Der Bahia-Palast wurde um 1900 von zwei Großwesiren angelegt und bezaubert durch seine Innenhöfe, Gärten, Springbrunnen und prächtigen Säle. Alles aufs Feinste ausgestattet mit Wandmosaiken, Stuckschnitzereien und Zedernholzdecken. Bis zu den Fensterläden mit zartem Kunsthandwerk geschmückt. Wir bekommen eine Viertelstunde Zeit zum Herumschlendern. In solch einem Ambiente unter solch einem strahlenden Himmel würde ich auch gerne wohnen!
Palast im andalusischen Stil
Das Volkskundemuseum ist ebenfalls in einem ehemaligen Wesirspalast untergebracht, und mehr als die Gegenstände erfreuen mich die architektonischen Raffinessen der Bauweise im andalusischen Stil. Die Koutoubia-Moschee sehen wir vorerst nur von außen. Mit Blick auf ihr Minarett speisen wir zu Mittag. Am Nachmittag spazieren wir um die Moschee herum, hinein dürfen wir als Nichtmoslems nicht. Said berichtet, dass als Folge dessen, dass sich die französischen Kolonialherren in den Moscheen derartig aufführten, Christen fast in allen Moscheen Marokkos der Zutritt verwehrt wird. Im weitläufigen Garten rund um die Moschee beobachten wir Buben, die mit Orangen eine Art Boule spielen.

Geschäft eines Kunstschmiedes
Abends. Nach der Siesta waren wir auch in den Souks von Marrakesch. Alleine hätten wir uns sicher nicht zurecht gefunden.
Im Suk von Marrakesch
Said sagt, dass sich hier 1600 Souvernirgeschäfte drängen!. Aber nicht für uns! Wir trotten wie in Fès eine Weile hinter unserem Führer her durch die bunte Welt, die rechts und links wie in einem Film vorbeizieht. Anders als in Fès sind es nicht Mulis, denen wir ausweichen müssen, sondern junge Männern mit Mopeds, die sich in ziemlich rasantem Tempo den Weg durch die Menschenmassen bahnen. Lange, viel zu lange, sitzen wir in einer klimatisierten "Apotheke", wo uns im Anschluss an einen ausführlichen Vortrag über die Produkte des Hauses diese verkauft werden. Das einzig Positive an dem Besuch ist eine kurze Massage des Nackens um zwei Euro.
Dann endlich führt uns Said zum Platz der Gaukler. Aus den engen Gassen der Souks hinaus auf die Weite dieses berühmten Ortes. Der Himmel darüber verläuft geradezu unirdisch von Helldämmer - bis Dunkelnachtblau, in diesem die beleuchteten Türme der Minarette, die schwarzen Silhouetten der Bäume hinter dem Platz. Auf dem Platz unzählige Lampen, die dampfendes Licht versenden, das sich zu weißen Nebeln trifft. Dieser Platz der Gaukler, wie er auf Deutsch genannt wird, heißt auf arabisch "Versammlung der Toten", weil in früheren Jahrhunderten die Köpfe enthaupteter Sünder hier ausgestellt wurden. 2001 wurde er von der Unesco in die Liste der "Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit" aufgenommen. Immateriell wirken auch die vielen hunderte oder sind es tausende von Menschen, die unter dem zerfließenden Licht der Lampen in der zu Ende gehenden Dämmerung versammelt sind und eine schwarze sich bewegende Masse bilden.
Djeema el fna

Und die meisten dieser Menschen sich eindeutig Einheimische. Die paar Touristen fallen gar nicht auf.
Das Gedränge ist so dicht, dass wir - die Gruppenmitglieder- uns tatsächlich sofort verlieren. Anscheinend wäre es schön, sich in eines der Cafes auf den umliegenden Dächern zu setzen und von dort aus dem Treiben zuzuschauen, aber Said schenkt uns nur eine einzige halbe Stunde Zeit. Wir drängen uns in einige der Gruppen von Menschen (alles Männer!), die sich in dunklen Kreisen um die Attraktionen scharen. Märchenerzähler, Theaterspieler, einen am Boden sitzenden Alten mit einem Falken sehen wir. Als sich eine der Gruppen kurzzeitig öffnet, erblicke ich wie ein Phantom im schwankenden Lichtschein einen Mann mit grauem Bart und bleichen, scharfen Gesichtszügen, der aufsteht und einige Schritte in Theaterpose setzt. Keine Ahnung, wen er darstellt. Aber es muss fesselnd sein, denn die Zuschauer starren gebannt auf ihn. Um 10 Dirham (1 Euro) führt uns ein mäßig begabter Gaukler einen Jongleursakt vor, der misslingt und anschließend schnürt er sich den Hals zu und hält plötzlich die zwei Strickenden in der Hand. Wir klatschen.
Zahnarzt am Platz der Gaukler
Gedränge an der Djeema el fna
In der Mitte des Platzes scheint es Garküchen zu geben, dort hängen viele weiße Gaslampen, es dampft und kocht, und auch hier sitzen viele Menschen. Nicht zu vergessen natürlich der berühmte Zahnarzt, der inmitten von künstlichen Gebissen auf dem Platz zu ordinieren scheint. Hans will einen frisch gepressten Orangensaft um 3 Dirham trinken, aber ich bringe ihn aus Angst vor einer Infektion davon ab.
Die ganze Zeit strömen Massen von Menschen, auch sehr viele Frauen, Familien mit Kindern, auf den Platz, die meisten Frauen in Kopftüchern und bunten langen Kleidern - aber ohne die Kapuze der Djellabah.
Starker Verkehr nach dem Besuch des Königs

Vom Platz ein paar Schritte entfernt in Richtung der Koutoubia-Moschee, deren erleuchtetes Minarett unser Orientierungspunkt ist, der Busbahnhof. Dort warten wir lange auf unseren Bus, denn ein Verkehrschaos lähmt die Stadt. Der König mit seinem Gefolge ist von Agadir nach Marrakesch gekommen.

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Ruth Linhart | Reisen | Fotos Marokko 2009 Email: ruth.linhart@chello.at