BRIEFE MÜNSTERBERG
Wien, 12. November 1940 |
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Nun bist Du wieder fort - eingestiegen in den rätselhaften Zug und hinausgefahren in die Nacht - irgendwohin - wo ich noch niemals gewesen bin und zu einem Zweck, der mir nicht verständlich ist und hast mich zurückgelassen auf dem finsteren Bahnsteig, in der finsteren regnerischen Nacht allein nach Hause fahren lassen und hast all das Liebe und Heitere, das Beschwingte und Fröhliche Deines Wesens mitgenommen. Wie oft wirst Du eigentlich noch so im Zug davonfahren? Ich brauche Dein unruhiges, quecksilbriges Temperament so notwendig und liebe Deine Unruhe, die Du stets um mich verbreitest, viel zu sehr, als daß ich nicht immer mit einem unendlich traurigen und leeren Gefühl hinter einem abfahrenden Zug zurückbleiben würde.
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