Biographieprojekt Johann und Maria Hauer

MARIA UND JOHANN HAUER
DIE HOCHZEIT AM 2. JUNI 1952

Die Hochzeit

Vorgeschichte

Nachtrag zur
Hochzeit


    Das Brautpaar 1952

Hochzeitsgesellschaft
Maria: Wer fangt a?
Ruth: Du hast gesagt, gheiratet ist immer am Pfingstmontag worden.
Maria: Ja, des war so, Pfingstmontag, Ostermontag, des waren so die gängigen Hochzeitstermine, kann ma scho sagen. Und bei uns wars halt der Pfingstmontag, weils da nimma so kalt is wia zu Ostern zum Beispiel. īS Datum war der 2. Juni 1952. Des is in der Pfarrkirche zu Pfarrkirchen passiert. Und mia hamm beim Seitenaltar heiraten miassn, weil die Kirche grad renoviert worden is. Und da Pfarrer Wimmer hat mia imma wieder versichert vorher, i hab öfter mit ihm gredt: Na, bis ihr heirats, is des längst fertig. Es war aber de facto nit fertig, und mia hamm beim Seitenaltar heiraten miassn. Aber es war eigentlich a net um viel andas als wie beim Hochaltar halt.
Ruth: Wie waren die Hochzeitsvorbereitungen?
Maria: Ja, des war früher nit so aufwendig wia heitzutag, weil heit fangens ja schon a halbs Jahr vorher an, damit ja alls von Feinsten und von Besten is. Damals, wia mia gheirat hamm, hats ja eigentlich kaum was gebn. Also in Punkto Gwand und so.
Hans: Habts ka Schulung machen müssen?
Maria: Nein, nix.
Johann: Na, des hats no nit gebn.
Maria: Na, mia hamm ganz unbedarft gheirat. Na, des hats alls no nit gebn. Ja, Punkto Gwand: Da Hans is scho recht fesch ausstaffiert gwedn. Der hat si sein Anzug von an Stadtschneider schneidern lassn.
Johann: Wirkli?
Maria: Ja, vom Mitmannsgruber, des woaß i no genau, in Linz.
Johann: Aso? Des woaß i nit.
Maria: I woaß gar nit, obs den Anzug überhaupt nit sogar no gibt, nach fuffzg Jahr, es könnte sein. Ja, und mei Kleid hat ma a Schneiderin auf da Stör gnaht. De is zu uns ins Haus kemma und hat halt des gnaht, was sein hat müassn. Das Kleid, ja. Vatta, des kannst du beschreibn?
Johann: lacht.
Maria: Und wia dein Anzug ausgschaut hat?
Johann: Na, des kann i nit beschreiben. I kann mi gar nit erinnern, dass i an neuchen Anzug ghabt hab.
Maria: lacht. Du bist aba scho arg.
Johann: Na, na, wirklich nit.
Hans: An neichen Anzug, neiche Schuah. Wahrscheinlich oan mit a Westn. Gstreift.
Maria: Ja, ja. A ganz vornehm in sich gestreifter schwarzer Anzug. Hat ihm sehr guat passt, weil bei seiner Schulter war des ja nit so enfach, des hinzukriagn, weils ja praktisch nit vorhanden is die rechte Schulter. Aber der Schneider hat des ganz guat hinbracht. Der hat recht fesch ausgschaut, der meiniche. Ja, der Anzug is in Linz angefertigt wordn. I woaß, i han sogar mitfahrn deafn zun Probiern.
Johann: Wirkli?
Maria: Jawohl! Des woaß i alls no genau.
Johann: Na, da bin i überfragt. I woaß nua, dass der Krenn, oanzige Kaufmann, dass der mit dem Mittmannsgruber zammgarbeit hat, und er hat in Stoff verkauft, da Krenn, und hat dī Leit zum Mittmannsgruber nach Linz gschickt.
Maria: Nit alle. De er halt gmoant hat, de a weng fescher ausschaun sollen, de hat er zu dem Schneider gschickt. Weil bei uns obn - wen hats da gebn?
Maria: Wia gsagt, den Anzug hat der Mittmannsgruba gmacht. Und mei Kleid war eigentlich a recht sche, hab i ma halt einbildt. Es war zumindest lang und weiß und so ganz kloa in sich gemustert. Aba da Stoff war natürli no allweil Nachkriegsware. Ma hat nix Gscheits ghabt, a so in dem Sinn, wie mas heit hat, von Seide gar koa Red, es war halt so a Mischfaser, es war eher so a Viskosezeig. Es hat si jedenfalls sauba vanudelt. Weil i mi no ganz genau erinna, mia san ja mit Pferdefuhrwerken gfüaht wordn. Wiar i da ausgstiegn bin vorn Gasthaus hab i mi so halbwegs a weng umgschaut. Ja, total vadruckt, zum Schama is des! Und war aba dann mei Kusine, a paar Monat vor uns hamm de gheirat. Und de hat im Ort gwohnt. Na hab i gsagt: Paula, geh sei so guat und geh ummi zum Berger, wenn ma aussteign und schau amal, wia mei Kleidl ausschaut und wann nötig, dann bügelst mas a weng aus. Des hats auch gemacht. Kannst du di da dran nimma erinnan?
Johann: Dass du kemma bist mit an Fuahwerk, auf des kann i mi no erinnan, aber aufs Kleidl?
Maria: Ja, im Gasthaus hab i ma des bügeln lassen. Weil da kimmt ma natürlich eh bald gnuag hin undsoweiter, und da wird der ganze Hochzeitszug ebn zammgstellt.
Hans: Und du bist nit zu Fuaß kemma?
Maria: Na na.
Johann: I bin zī Fuaß kemma.
Maria: Was, wirkli?
Johann: Fräuli.
Maria: Des glaub i nit. Geh, des glaub i nit.
Johann: I kann mi nit erinnan, dass i gfüaht wordn war.
Maria: Des gibts ja gar nit.
Ruth: Also, du bist kommen ...?
Maria: Vom Elternhaus, ja, des is a halbe Stund Weg. Und mit die Ross hat ma natürli an Umweg a no fahrn müassn, weil da hat ma die Diretissima nit aufifahrn kenna.
Ruth: Mit welche Rösser?
Maria: Von unsan übernächstn Napparn. Da Hametbauer hat mi gfüaht. Und der hat a, nenn mas Steirerwagl, so a Art Kutschn ghabt, a offene, Steirerwagl hat ma halt gsagt.
Ruth: Und wer is da mitgfahrn?
Maria: Der Brautweiser, nua da Brautweiser. Des war da Rannetbauer.
Ruth: Was war denn da eigentlich für Wetter an dem Tag?
Maria: Es war a recht a schena Tag, bis Nammidag um a so a drei umanand, da is dann a fürchterliches Weda kemma.
Johann: A kühla Sommatag. Es war a weng windig, a weng bewölkt, aba do sche.
Maria: Aber es war eigentlich eher schwül, weil Nammidag is dann a Weda kemmen. Da hats dann fest gregnet. Da hat ma übrigens gsagt: Da regnets eich lauter Glück. Des war a so a Spruch, a so a berühmter.
Ruth: Und wann war die Hochzeit?
Maria: Vormittag um zehne, ja.
Ruth: Wann bist du dann von zu Haus weggfahrn?
Maria: A ja, scho bald, um halbeneine oder sowas. Wie is des genau gwedn? Der Brautweisa hat da so a Sprichal aufgsagt, aber des woaß i wirkli a nimma. In dem Sinne halt, dass īs mi jetzt holn und dass īs mi halt hergebn müassn und so.
Ruth: Und da is die Familie dortn gstanden?
Maria: De san a gleichzeitig weggagfahrn, aba mit andere Fuahwerke.
Ruth: Aber vorher ...
Maria: Is no alls dahoam gwedn. Scho.
Ruth: A richtige Zeremonie?
Maria: Ja, ja (Tränen in den Augen).
Ruth: Und da hast gweint?
Maria: Ja, und wie! Ja, obs nit a Musi a da gebn hat, bei der ganzen Zeremonie? Ja, fräuli. Fräuli. Ja, da warn do a paar Bläser mit, also so Heozatmusikanten - Hochzeitsmusikanten! Ja, die hamm da a Gsetzl blasn. Wenn i die Musik hear, da wia i heit no rerat.
Hans: Sche.
Ruth: Und was habn denn die gspielt?
Maria: A, da hats bestimmte Arien gebn, die einfach überliefat gwedn san, des warn allweil die gleichen. Uralte Volksmusik, die imma wieda gspielt wordn is, bei jeda Hochzeit desselbe. Und die oan hamm schena blasn, die andan weniga schen. Flügelhörner, zwoa Flügelhörner und a Bass moan i wars.
Ruth: Und dann hamm alle gweint, die Mutter ....
Maria: Ja, sicha. Na sicha! Na, und dann han ma halt gfoahn. Und bein Wirtshaus is wieda d' Musi gwedn, beim Aussteign. Naja, und dann is ma halt eini gangen, und dann hamm in da Gaststubn alle Gäste zammgwart. Da hat dann a jeda von da Zuabraut a Sträußl kriagt.
Ruth: Die Zuabraut, was is des?
Maria: Des is ... wia hat mas no gnennt?
Hans: War des dī Goli?
Maria: Des war dī Goli, ja. "Prangerin" hat ma de gnennt.
Ruth: Is des nicht so was wie Trauzeuge?
Maria: Na, na. Trauzeuge warn imma die Väter bei einer traditionellen Hochzeit, sofern sie īs no gebn hat, und sonst halt a Bruada oder a Freund. Oda a Onkel. Wer is īs bei dia gwedn?
Johann: Der Fuchs z' Wehrbach, da Bruada von da Muatta.
Maria: Genau. De Zuabraut hat die Aufgabe ghat, dass sī an jeden Hocheitsgast des Streißal asteckt. De Streißal, de hat ma zu Dutzenden zerscht hergricht. De san meistens aus (schneuzt sich)....
Johann: Hast leicht du jetzt herda gflennt?
Maria: Ja, sicha. (Alle lachen) De san meistens aus zwoa oda drei Blümchen gwedn und a Bladdl dazua oder irgenda Zeda oda Buxbaum oder sowas.
Ruth: Weiße Blümchen? Margariten oder sowas?
Maria: Ja. übrigens, da hab i tagelang Margariten gepflückt. Zum Glück is das die Zeit gwedn. Wanns des nit gwedn wär, woaß i nit, wia ma die Fuahwerke alle gschmückt hätt. De warn alle mit Kränzen und eben so Margaritenbuschn gschmückt. I bin tagelang in die Wiesen ummadumgsöckelt muass i sagn. Margariten pflücken. Ja, und da hat ma halt die Kutschen dementsprechend gschmückt. Mit Immagrünkränz oder Tannenreisig halt hat ma Kranz bindn müassn. Des woar eigentlich a Mordsaufwand, wenn mas genau betracht.
Ruth: Da war das Fuhrwerk, mit dem du gführt worden bist und der Brautweiser.
Maria: Ja. Der Brautweiser, des is da Brautführer. Die Familie is a gfüaht worden, mit Pferdefuhrwerke. Mit diesölben Kutschen. Meine Eltern, de hat der Fürböbauer gfüaht, und mi hat der Hametbauer gfüaht und der Moahofer zī Ed wird a wen gfüaht hamm, des woaß i nimma genau.
Ruth: Weißt du noch, wie die Rösser bei deinem Fuhrwerk ausgschaut habn?
Maria: Ja, ja. Des warn zwei schöne Fuchsn. Braun san de, ja.
Ruth: Und warum hast da gweint?
Maria: I bin nahe bein Wassa sowieso baut.
Ruth: Wenn ma von zu Haus weggeht ...
Maria: Des wars nit amal so arg gwedn, weil mia hamm unsa schens neichs Häusl, nit weit weg und so. Es is ja nit aso, dass i ... i bin ja eh fast alle Tag oder alle Wochn zwei-, dreimal abikemma. So is ja nit gwedn. Des wars nit gwedn, so schmerzlich war des gar nit. Aber halt des ganze Drum und Dran und de ganze Feierlichkeit und alls.
Ruth: Du bist im Gasthaus gwesn und hast gwartet auf den Bräutigam. Oder war der schon dort?
Maria: Der muass ja schon dort gwedn sein, weil des war a wieda so a ungeschriebenes Gesetz, dass der Bräutgam zerscht dort sein muass.
Johann: Des kann i mi eigentlich erinnan, dass i im Wirtshaus gwart han auf die Ankunft der Hochzeitsgäste.
Maria: Der Bräutgam muass eigentlich der allererste sein, der dort is. Der muass dann alle empfangen und begrüßen undsoweiter.
Ruth: Und wo hast du zu der Zeit gwohnt? In deinem Elternhaus?
Johann: I glaub, i han no dahoam gwohnt. Aba i bin ma nit sicha, ob i nit scho im Häusl gschlaffn hab.
Maria: Stimmt genau. Woaßt du des nimma? Du hast do des allweil erzählt, du hast im Häusl gschlaffn, und des wa no, de Senkgrubn war no nit ausgschalnt, in unsan Häusl, in Pfarrkircha neinazwonzg. Des Häusl, was ma uns gemeinsam vorher baut hamm, des i ja scho gstandn. Mia habn ja zerscht Häusl baut so wias dī Vogei machn. Zerscht sī Nestal, dann ...
Johann: Des kimmt mia vür, wia wenn i scho a zwoa, drei Nächte dort gschlaffn hätt.
Hans: Drum bist a nit gfüaht wordn.
Maria: Du hast allweil gsagt, de Senkgruabn hast ausschalnen müassn, am Hochzeitstag in da Fruah. Des hast imma erzählt. Sonst wissats i ja nit. Die war ja no unbenutzt und ganz neich. Aber erst fertig woarn is im letzten Moment, und da warn no die Bretta drin, und de hättst du am Hochzeitstag in der Fruah erst entfernt, damits am Abend zum Benützen geht.
Johann: Des woass i nimma, wia des gwesn is.
Maria: Drum is ma a einläufig, dass dī nit gfüaht wordn bist, weil du bist die zwoanzg Schritt zua da Bergerin aufigangen.
Johann: I kann ma vorstelln, dass mei Muatta wer gholt hat in Spielleiten.
Maria: Natürlich, die is schon gfüaht wordn.
Johann: Aber i bin nit gfüaht wordn, weil sonst hätt i mi erinnan kennt.
Ruth: Du wirst von deiner Seite auch nicht allein dort gewesen sein. Wer war aller mit dir dort?
Johann: Da san halt dann nach und nach die Leit daherkemma, die da eingladt gwedn hand. Die Muatta, des kann i mi a nimma genau erinnan, ob de grad erschta kemma is. Eher nit, i moan, de is mehr ...
Maria: Ja früher is des ja a ungeschriebenes Gesetz gwedn, die Mutta hat da dabei nix zum Suacha. De tragts Kreiz nachi.
Ruth: Was heißt des?
Maria: Wieda so a Redensart einfach. Na, dī Muatta muass dahoam bleibn, weil des bringt Unglück irgendwie. Von beiden.
Johann: Aba die Mütta hand in unsam Fall dabei gwedn.
Maria: Ja, fräuli, mia hamm ja do von dem Zeigs da nix mehr ghaltn. Aba früha wars echt so, die Mütta hamm da nicht zua Hochzeit deafn. Die Väter waren de Trauzeugn und die Mütta hamm dahoam bleibn müassn. De hamm dahoam beten deafn, dass alls guat geht, so ungefähr war des. Aber nimma bei unserer Hochzeit, da warn die Mütta sehr wohl dabei.
Ruth: Aber zum Hochzeitsessen oder so hamms dann schon dazu dürfn oder auch nicht?
Maria: Des kann i da jetzt nit sagn. Aber i nimm do an.
Ruth: Die habn vielleicht derweil gekocht.
Maria: Na, des a nit, weil da is ma do ins Gasthaus gangen. Aber bei unserer Hochzeit warn die Mütta scho dabei, sonst hätt is, moan i, geh lassn.
Ruth: Und wer war dein Trauzeuge?
Johann: Des war a Bruada von der Muatta. Da Fuchs, mei Vorgesetzta in da Raiffeisenkassa, mei Vorgesetzta in der Gemeinde, weil er Buagamasta gwedn is und der Bruada von meiner Muatta. Fuchs Franz.
Maria: Wann alle Gäste amal beinand gwedn san, so um dreiviertel, zwischen Viertlläutn und Zammläutn, hat da Brautweisa in Zug amal aufgstellt. Wia war denn des? I kann mi nimma erinnan an die ganze Ordnung, aba des hat ja a sei genau Ding ghat. Da hat der Bräutgam jedenfalls mit die Trauzeign moan i vorangehn müassn. Oder mit wem is da Bräutgam gangen, ganz alloan sicher nit, an der Spitze von Zug?
Johann: Is nit die Braut vorne gangen?
Maria: Nein. Dī Braut hat als letzte gehn müassn.
Johann: Na, na, na, na!
Maria: Ja was denn sonst? Jo, jo. Ganz als letzta is dī Altfrau gangen. Des war a so an Begriff: „Altfrau". De hat halt so ghoaßn.
Ruth: Von "alt"? Wer war des dann?
Maria: Des war in dem Fall mei Taufgodl. Beziehunsweise ihr Nachfolgerin. Dī Tafgod moan i war scho gstoabn. A Tante, a agheirate Tante. Mein leiblichen Onkel sei zweite Frau war des.
Johann: Vom Pühringer Georg die zweite Frau.
Maria: Hat ghoassn Maria Fenk und eben dann verheirate Pühringer.
Ruth: Und was hat die für Rolle ghabt?
Maria: Die hat eigentlich die greßane Rolle beim Tisch gspielt, im Gasthaus. De hat nämlich dī Suppn einschenken müassn und sī Essen vorlegen. Des war die Aufgabe von der Altfrau. Drum hat mas braucht wahrscheinlich.
Ruth: Und wer is des worden? Die älteste in der Verwandschaft?
Maria: Na, de hat ma si aussuacha kenna. Wer an irgendwie nahegstandn is halt oder so. Des war ja a Ehrenamt. Ja, des hat ma vorher ausgmacht: Geh, wirst ma eh Altfrau? De is am Schluss ganga, ja. Mit da Braut. Na, die Braut is ja mitm Brautweisa gangen. Na, wie war denn des?
Johann: Ja, des oane is schon, dass die Hochzeitsgesellschaft vorgangen is. Weil in unsam Fall is ja die Jugend aus eigenem mitgangen im Zug. Die Pfarrjugend. Die hat sie dranghängt sozusagen.
Maria: Ja, in unsam Fall, weil ma beide aktiv warn. Na, aber des mit da Altfrau, des stimmt jetzt nit, was i da vazöhlt hab. Sicha is, dass dī Altfrau ganz am Schluss vom Zug gangen is. Des is sicha. Aba dī Braut is dann doch in unsam Fall moan i hintam Bräutigam mitm Brautweisa gangen. Zerscht der Bräutigam mit die Trauzeugn und dann dī Braut mitm Brautweisa. So moan i wirds eha stimmen.
Johann: Und die Prangerin.
Maria: Na, die is hint ...
Johann: Mit wem is denn dī Prangerin gangen?
Maria: Mim Zuabräutgam?
Ruth: Wer is denn das wieder?
Hans: Was, den gibts a?
Maria: Den gibts a. Des is da Zuabräutgam. Des is ... wia soll denn sagn ...?
Johann: Des is da Stellvertreta (lacht).
Maria: Na, stimmt a nit.
Hans: Da Haberer von der Zuabraut?
Maria: A nit. Ja, in manchen Fällen kanns sein. In unsam Fall war des da Bruada vo dir. Ders Haus kriagt hat, der dann so jung stoabn is. Was hat der für Funktion ghat eigentlich? Nur, dass er mit da Prangerin in dī Kirchn gangen is. Dass die a a Paar gwedn san sozusagen.
Ruth: Und warum heißt die Prangerin? Hat das was mit Pranger zu tun, na?
Maria: Na, des hoaßt einfach - i woaß nit, von was ma des ableitet.
Johann: Von was gleisehgn, von prangen.
Maria: Ja, ka sein, si irgendwia produzieren, von sche sein.
Hans: Is des dann die nächste, die gheirat wird im allgemeinen?
Maria: So ungefähr. So is des a vom Zuabräutgam zum vasteh. Des is meistens oana gwedn, wo ma eh scho gwusst hat, dea wird a in nächsta Zeit heiratn oder so.
Ruth: Also in eurem Fall war des dein älterer Bruder ...
Maria: Und mei jüngere Schwesta. Der Zuabräutgam war no nit verheirat. Das muass a Lediger sein, auf jedn Fall. Das muass alls sei Richtigkeit hamm.
Ruth: Und dann?
Maria: Ja, dann is ma mit da Musik in dī Kircha gspielt woadn, üban ganzn Ortsplatz ummi. Da sand natürli viele viele Schaulustige gwedn. Und neugierige Leit. Und die Hochzeitsmusik, de hat netta bis zum Uhrtuam spieln deafn. Dī Heozatmusi hat im Friedhof drin nix zum Suacha ghat. De hat dort aufhean müassn. Andas is gwedn, wann die ganze Musikkapelle gwedn is. Des war aba in unsam Fall nit da Fall, weil mia kane aktiven Musiker warn. Die ganze Musikkapelln, die hat bis zu da Kirchentüa spieln düafn. Aber dī Tanzlmusi, d'Heozatmusi, de hamm dort aufhean müassn. Sie hamm schon weitagspielt, ma hats eh gheat bis zu da Kirchntür, aba einigehn dort bei dem Uhrtuam, des hamms nit derfn. Des war a ungeschriebenes Gesetz, wia alls damals. Des war einfach so Brauch.
Ruth: Wieviel Musikanten waren das?
Maria: A fünfe, sechs. A paar Flügelhörna, a Bass, die ganz großen Dinga da, de Hmtatam hmtata, nit a Bassflügelhorn, kann scho sein, dass des a dabei war, aba des, was i moan, des is de ganz große ...
Johann: Kontrabass oder so.
Ruth: Und wenn ihr aktive Musiker gewesen wärds ...
Maria: Wär wahrscheinlich die ganze Kapelle ausgruckt, wann ma sölba a Instrument in da Kapelle gspielt hättn. Hamma aba nit, beide nit. überhaupt a Weibaleit hätt zu derer Zeit no koa Musikinstrument spieln deafn. öffentlich. Höchstens a Gitarr in da Stubn dahoam oder so.
Ruth: Wer war da aller bei dem Hochzeitszug?
Maria: Die ganzn Brüada und Schwestan, soferns oan gebn hat. Bei mia wars e netta dī Mali und meine Brüada, meine vier noch übrig gebliebenen. Und dī Napparn natürli a.
Ruth: Und die Pfarrjugend?
Maria: Ja, die san unter ferner liefen. De warn nit direkt zum Hochzeitsmahl eingladn, des nit.
Ruth: Und von der Theatergruppe oder vom Kirchenchor oder so?
Maria: Ja, die warn ... für de hat des genau so golten. Bei dem Zug war nur dī Verwandtschaft und die Nachbarn, ja.
Ruth: Oder Freunde?
Maria: De san dann halt dann Nachmittag ins Gasthaus kemma. Aba beim Kirchenzug direkt, da warens nit.
Ruth: Dann seids in die Kirchen gangen.
Maria: Ja, und dann hamma eben die Zeremonie da vollzogn.
Hans: Zerst geht ma amal vor.
Maria: Zerscht geht ma amal vüri, mia seitenhalbn dani. Der Hochaltar war eingerüstet. Also is der Pfarrer zum Seitenaltar kemma. Und dann war die Trauung halt und dann des Heozatamt.
Johann: Die übliche Trauung war also net so wia sieīs heit hamm.
Maria: Ja, damals hat ma ja no ... was hamm mia alls versprocha?
Johann: Ja, dass dī untatänig und gehorsam bist! Hast versprecha müassn.
Ruth: Is des heut nit a no?
Maria: Na, des is nimma.
Maria: Wie war des jetzt genau mit da Formel? Wie war das genau? Sags du, weil du woasst des no bessa.
Johann: I kann mi nur auf den Gegenstand erinnan, "untertänig und gehorsam zu sein (beide lachen), ihn nie zu verlassen, sondern stets bei ihm zu verbleiben und zu verharren".
Maria: "Verharren" hats ghoaßn ...
Johann: "Bis euch der Tod scheidet" ...
Maria: "Bis dass der Tod euch scheidet", so hats ghoaßn.
Johann: Ja, ja, so ähnlich.
Maria: Ja, genau. Ja, aber i kann mi gar nit erinnan, dass da vo Liebe und Treue was dabei gwedn is, aber "untatänig und gehorsam", des is ma no sehr wohl in Erinnerung.
Ruth: Aber nur die Frau, oder beide. Hast du a untertänig ... ?
Johann: Na, das is andas ... Das woass i nimma genau. (Alle lachen).
Maria: Auweh, auweh.
Ruth: Weißt du das noch? Was muss denn der Mann sagen?
Maria: ähnliches. Na, des fallt mia jetzt erst ein: Von "gesunde und kranke Tage" is was gwedn. Und, ah ... "ihn nie zu verlassn". Mia hamm eigentlich selba gar nix gsagt außa: Ja. Des is uns alls vorglesn wordn. Des hat der Pfarrer gsagt.
Johann: "Dann sagen Sie deutlich: Ja."
Maria: Und wann des Ihr "ernster Wille und freier Entschluss is", so hat das gelautet, "dann sagen Sie laut und deutlich: „Ja".
Hans: Sie? I hab glaubt, de san per du mit die Hochzeiter. "Willst du" hört ma doch immer.
Johann: Der Pfarrer Wimmer is scho per du gwedn mit mir. Aber des woaß i nimma.
Maria: Ja, dann hamm ma "Ja" gsagt. I a weng leiser, du a weng lauter.
Johann: Du hast a weng weinerlicher "Ja" gsagt. Aber nua ....
Maria: Aba nur, weils mi wieda packt hat. Weils mi allweil no gwüagt hat.
Ruth: Und dann habts euch a Bussl gebn?
Maria: Na, na. Na, na. Heit scho. Ja, freili. Heit gabat ma uns sicha a oans.
Johann: Das kann scho sein.
Maria: Damals hats si sich halt nit gheat in da Kircha.
Ruth: Dann habts den Ring gewechselt?
Maria: Ja, dann hamma den Ring gewechselt.
Johann: Ja, da hat ma den Ring gegenseitig ...
Maria: Der ma inzwischen wirkli zī kloan wordn is.
Johann: I woass nit, mia is er jetzt wieda fast a weng groass wordn. I hab ihn amal a Zeit herunt ghat, weil er ma zī gross gwedn is. Die Gefahr des Verlierens war a scho irgendwie gegeben gwedn. Jetzt hab i ihn a Zeit im Kredenzkastl hängen ghabt drin. Aba jetzt hat er allweil ganz guat passt.
Maria: Ja. Also, die Ringe. Ja. Naja, dann war a feierliche Hochzeitsmesse. Da hat sich der Kirchenchor scho recht zammgrissn.
Johann: Mh.
Maria: Wei i ja da aktives Mitglied gwedn bin.
Hans: Und was singens da so?
Maria: Hff ... Haben die nit was Lateinisch gsungen?
Johann: Mei, des woaß i nit. Keine Ahnung.
Maria: Des waß i nimma.
Hans: Jedenfalls sche.
Maria, Johann: Sehr sche.
Maria: Auf jeden Fall sche wars.
Johann: Ja.
Maria: Sche wars scho, ja. Ja, und dann is - des gibts a nimma - da war dann nachm Vataunsa a langmächtiga Segen. Ganz a langs Gebet war des. Kannst di du no erinnan?
Johann: Mm? So andächtig bin i wahrscheinli nit gwedn.
Ruth: Wards aufgeregt?
Johann: Na. Glaub i nit. Glaub i nit.
Ruth: An was hast denn dann gedacht?
Johann und Maria: lachen.
Maria: Wanns na endlich vorbei wär wahrscheinli!
Johann: Na, also, dazua wär no zum Sagn, dass ma a kloane Missstimmung drin ghat han und zwoa, der Pfarra is beinahe beleidigt gwedn, weil mia a tanzate Hochzeit ghat han. Und da Pfarra hätt aba gmoant, also mia solln halt so nach da Hochzeit, nach der Trauung, im Gasthaus zammsitzn. Er wurd halt wahrscheinlich gmoant hamm, dass er die ganze Gesellschaft da untahalten kennat mit seine Witze oder. Und mia hamm gsagt, na mia toans wegn die Geschwista nit, dass nit tanzt wird.
Maria: Die warn alle eigentlich no relativ jung und wollten einfach tanzen. Des hat iahm net recht gschmeckt, im Pfarra.
Ruth: War das denn so was Ungewöhnliches?
Maria: Na, absolut nit. Aber der war halt dagegen. Er wollt des halt im Wirtshaus a no irgendwie auf die heilige Tour hamm oda wia. Des woaß i nit genau, warums ihm nit passt hat Aber es hat ihm nit recht taugt.
Johann: Auf jeden Fall, da hat er a weng gspunnen, sozusagen. Siaht ma a auf der Photographie, dass er hübsch ...
Maria: Er hat a weng an Schatten im Gsicht.
Ruth: Und das hat sich bei der Trauung auch irgendwie ausgewirkt?
Johann: Des kann i nit sagen.
Maria: Na, na.
Johann: Na, des eher nit.
Ruth: Aber des hast du dauernd im Kopf ghabt?
Maria: Wahrscheinlich.
Johann: Ja, des is vor allen Dingen danach, wiar ma dann aufgstellt worden han zum Fotographieren, is irgendwie a weng zum Vorschein kemma, dass er liaba nit draufgwedn war. Oda, er is halt a so irgendwie a weng abseits gstandn.
Maria: Irgendwie war er a weng a eigenartiga Mensch.
Johann: A weng a Spinna sozusagen.
Ruth: War der schon älter?
Maria: Damals, so mittelalterlich.
Johann: Mia san nit ganz dreißg gwedn, und dea wird vierzg halt gwedn sein.
Ruth: Aber ihr habts ja viel mit ihm zu tun ghabt.
Maria: Ja, durchaus.
Johann: Ja. Er is alle Tag bei uns bei da Baustell vorbeikemma. Mia hamm uns per du angredt, und das hat ma er a angeboten. Wia da wüll. Er is a recht a geselliga Nachbar gwedn. Aber dort hat er halt sein Dings ghat.
Maria: Na ja, und wia dann die kirchliche Zeremonie vorbei war, is ma wieda ausgezogn, in an schönen Zug geordnet, und wieda genau nach Brauchtum sozusagen. Da san mia an der Spitze gangen. Da Brautweisa a no neben uns, und dann die Trauzeugn hinta uns. Und dann die übrigen Gäste. Das hat a wieda alls sei Dings hamm müassn.
Johann: Han ma nit e zerscht fotographieren abi gangen?
Maria: Na, na, na. Na, des war nachn Essen amal.
Johann: War des nachn Essen?
Maria: Ja, sicha sogar. Ja, dann hamms die ganze Gesellschaft in Saal aufi gespielt praktisch.
Ruth: Wieviele Leute waren das dann?
Maria: I sagat a fuffzg.
Johann: Ja, dreißg bis fuffzg.
Maria: Des woass i a nimma genau, aber gar nit so wenig. Und dann hamms zī tanzen agfangt.
Ruth: Aber zuerst das Essen?
Maria: Na, na. Da waren zerscht amal drei Tanz. Zerscht amal ... jetzt lass mi nadenka. I moan, zerscht da Brautweisa mit da Braut. Dann das Hochzeitspaar sölba. Da hat da Brautweisa dann mit da Prangarin tanzt. Dann hat er die Prangarin in Zuabräutgam gebn. Dann hamm die a mittanzn deafn. Und dann hamm die übrigen Gäste mittanzn deafn. Es war jedenfalls drei Tänze. Nit recht lang, aba immahin. Und dann isch ma erst zu der Tafl gangen. Was war denn des? A Walza natürli, was denn sonst?
Johann: Frag mi nit.
Maria: Ja, es warn drei Walza. Und dann isch ma erst zum Tisch ganga.
Johann: Und nachn Tisch is zum Beispiel mei Bruada, da Karl, hungriga von Tisch gangen.
Maria: Das war a ausgsprochena Vielfraß.
Johann: Hat a gsagt. Es is irgendwie dī Red gwedn, dass sī nit gnuag zum Essn gebn hat.
Ruth: Was hats gebn?
Maria: Des woaß i a no genau: A Schebalsuppn hats gebn. Und i moan sogar Lebaknedl a. Also a gscheide Rindssuppn hats gebn. Und dann hats gebn an Kalbsnierenbratn. Mit Reis und Gemüse und Erdäpfl und was halt so gheat. Und hats die Torten dann glei nachi gebn oda hats die erscht inna Stund oder was gebn? Des woaß i a nimma.
Ruth: Und weißt du noch, was es für Torten gebn hat?
Maria: Na, woaß i a nimma. Für uns war a jede a Ereignis, weil des hat ma ja nit ghabt und nit kriagt.
Ruth: Wie war das an dem Tag für dich, warst du da aufgeregt oder bist du überhaupt zum Essen kommen?
Maria: Ja, schon, i hab scho gessn dann. I kann mi nua auf des oane erinnan, am Nachmittag, da war dann eh nit viel los. Da war ma zerscht amal fotographieren, unten bei unsan Nappanhaus. Da is da Platz anscheinend gwedn. Und dann hamma uns a Viertelstund oda was abgseilt und han zu zweit auf dī Plattn aussi gangen. Und des hammd Leit a ... des hätt ma a nit toan solln. Auf dī Plattn aufi. Des is a Aussichtspunkt hintan Ort glei. Mia wollten einfach amal a neichtl weg von den ganzen Lauten und hmdada und so. Aba des is nit recht ...
Johann: Bist du da alloan gangen oder bin i a dabei gwedn?
Maria: lacht.
Johann: Wissen tua is nimma.
Maria: Mit an Fremdn bin i wirkli nit gangen.
Ruth: Dann seids also da auf die Plattn hinaufgangen.
Maria: Ja, aba nit lang obenbliebn. Und dann is eh a Weda kemma. Und den ganzn Nachmittag han dann Bekannte und weida entfernte Leit zuwakemma, weil es war ja a Unterhaltung für alle dann. Es war ja ka geschlossene Gesellschaft in dem Sinn, wia mas heit hat, dass ma niemand andan dabei habn will. Da sand halt die Leit, die an irgendwie kennt hamm, sand halt namidag oder gegn spat auf Heozat gangen.
Ruth: Wie war dann das mit den Geschenken?
Maria: Bei uns hamms nit so a arge Rolle gspült. Bei uns warens eha einfache Sachen, die ma halt kriagt hamm, die no abgangen hand im Haus. Zum Beispiel vom Heohadschmid hast du in Haustürstock kriagt.
Johann: Ja, des hat mi sehr freit. An oachan Tüastock.
Maria: Der war viel wert.
Johann: Ja. Der is vorher scho gliefat wordn und eingmaut.
Maria: Aba er hat si īn halt nit zahln lassn.
Johann: Er hat gsagt, des is sī Hochzeitsgeschenk.
Maria: Und da Nappa, da Tischla, hat uns dī Klobrilln mitsamt nī Deckl gmacht. Des war no Handarbeit. Des war reine Handarbeit. Ja, was war denn da no? Mei, was hat ma denn kriagt? A Tischtuach, Servietten oder so. Dann Gschirrtüachln. Du zum Beispiel hast von a paar Tantn a Hemmad kriagt. Des hamms meistens vorher scho bracht. A paar Tag vorher, gell.
Johann: Ja, ja.
Ruth: Die sind nicht zur Hochzeit kommen mit einem Packl?
Maria, Johann: Ja, ja, teilweise.
Maria: Aba die Onkln und Tantn und so, die hamm des vorher scho bracht.
Ruth: Aussteuer?
Maria: Ja, hat ma a hobn müassn. Natürli. In bescheidenen Rahmen. Heit, mein Gott na, heit muass alls fixfertig sein und des Teuerste is no nit guat gnuag. Mia warn da sehr sehr bescheiden. Was hamma denn ghat? Die Kuchl hab i amal kriagt vo dahoam. Und sī Schlafzimma. Hamma a kriagt, ja. Zwoa Kastn, zwoa Betta, zwoa Nachtkastln. So a Wäschkastl. Und was no? Des wars eh. Schlafzimma und dī Kuchl. Und a Bettbank fürs Wohnzimma. Und de Kredenz, de jetzt da bei eng end steht, de hamma erscht a Jahr drauf oder was kriagt. De hamma nit zua Hochzeit kriagt.
Johann: De hast a du kriagt.
Maria: De hab i a kriagt. Und den Tisch, was end is no, und de zwei Sesselruinen, des is a no zu meiner Aussteuer. Aba des war nit fertig zum Heiraten. Is alls reine Handarbeit und echts Holz.
Hans: War das nit der Tischler, der net lesn kinnt hat?
Maria: Na, des war nit der ...
Johann: Dea hat mir an Kastn gmacht, der hat si recht a Müah gebn a, der Tischla.
Maria: Du hast zwei Kastn ghabt und oa Bett.
Johann: Hab i zwi Kastn ghabt, i hab gmoant oan.
Maria: Zwei Kastn hast ghabt.
Ruth: Wieviele Zimmer habts ihr gehabt, in dem Haus?
Maria: Kuchl unds Wohnzimma, Schlafzimma und da hinten no zwei, oans a hübsch a kloans Kabinett und a normals Zimma. Und in dem oan Zimma, in den kloan Kabinett, is dei Bett gwedn und die zwei Kastn.
Ruth: Zurück zur Hochzeit. Da sind Bekannte zum Gratulieren gekommen. Hats da irgendwelche Bräuche gegeben?
Maria: Da war nix besondas, na. Da war koa festgefahrene Zeremonie. Aba es hat dann dauat und dauat. Weil um so a siebne, achte auf dī Nacht sand viel von weita weg erscht kemma und is weitertanzt wordn.
Ruth: Brautraub?
Maria: Ja, des is, na wie war des?
Johann: Des hat sie niamand traut, moan i, bei dir?
Maria: Doch, doch. Bis zum Leitenbauer awi san ma eh kemma, in des andare Wirtshaus. Da Brautführa muss an auslösn dann wieda. Mia san jedenfalls zum Leitenbauer awi kemma. Da siach i mi no sitzn. Aber wer mi dahin verschleppt hat, woaß i nimma.
Johann: I a nit. Da bin i übafragt.
Ruth: Da muss an der Bräutigam finden?
Johann: I moan, dass des a Aufgabe vom Brautweisa is. Der is praktisch da Moasta für die ganze Unterhaltung.
Maria: Der is Zeremonienmeista sozusagen.
Ruth: Der hat dich dann anscheinend gefunden?
Maria: Ja, es war ja a nit so schwer. So viel Wirtshäusa und Möglichkeiten gibts ja nit. Ja, wenn ma a Auto hat ... Mir hamm ja netta Pferdefuhrwerke ghat. De warn scho längst weg. De hamm ja nit gwart, bis die Hochzeit aus is. Mia hättn ja zī Fuaß ummi gehn müassn, und geh drei Kilometta in den andan Ort, mehr is des... Bis Hofkirchen oder Putschasdeof.
Johann: Ja, des hats a gebn, dass im Hause des Brautpaares irgenda Bosheit gschehgn war.
Maria: Ja, irgendan Unfug hamms meistens angstellt.
Johann: Und da hamm mir unser Tante Maria Hauer schlaffn lassn dort.
Maria: Als Haushüaterin hamma die engagiert.
Johann: De hat si recht gfreit, dass ...
Maria: Ja, die war stolz drauf, dass sī da auserwählt war. Aber es war weita nix, sie hättens zwar scho versuacht, und zwar die alten Pfarrkirchinga, dei Chef, der Kriegner, und der Krenn, die hättens versuacht. Aber es is ean nix weita eingfalln, als wia, sie hamm die Betta, weil es ebn dī Marie nit göltn hat lassn, dass irgendwas verzaarn oder vertragn ... Da sand ja die tollsten Dinge oft passiert, da hat ma zum Beispiel die Tuchaten wegga von die Betta und auf an Baum aufi irgendwo, oder wias dein Kollegen gangen is, die Tuchaten gnommen und, da war so a Gemeinschaftsgfrieranlage mit so Gfrierfächa für die einzelnen Leute, und da hamms sie sī eingfroan. Also, da suachst die Betta!
Johann: Also, das is ja bei uns nit gelungen.
Maria: Das is nit gelungen. Sie hamm lediglich die Betta aufgschlagn und an Regenschirm aufspannt drin in die Betta, zum Zeichen, dass sie īs probiert hättn, irgendan Unfug machen und dass nit gelungen is. Nur dass ma gsehgn hat, es hätts wer probiert. Mehr war nit. Zum Glück, weil da war i wirkli sauer gwedn. Wannst eh scho müad bist und alls.
Johann: Im übrigen is des Wohnen no sehr feucht gwedn.
Maria: Auf oa Begebenheit, des muass i a no gschwind vazähln, erinner i mi aba no ganz genau. Mia kemma da hoam, in unsa Häusl, und han selig und froh, dass ma jetzt endlich des hinta uns hamm und sitzen uns auf dī Sof, und du sitzt so knapp her nebn mir und zreißt ma mein Schleier.
Johann: Aso? Des woaß i gar nimma.
Maria: Aba i. I woaß des, des kennat i da, moan i, no heit zoagn. I woaß nit, gibts den Schleier no?
Ruth: Hast du das Brautkleid no?
Maria: Ja, i woaß nit, des is irgendwo so zammgnudelt.
Johann: Damals hast mas no nit verübelt ghabt, wann i was angstellt hab.
Ruth: Wie lang hat denn die Hochzeit gedauert?
Maria: Es is sicha elfe, halbezwölfe gwedn.
Ruth: Hochzeitsreise habts ihr keine gmacht?
Maria: A, nit amal dran zī denkn! Hamma koa Geld ghabt, mit was denn? Ohne Geld koa Musi.
Ruth: Haben die Leut euch dann nach Hause gebracht?
Maria: Da hat uns dī Musik abigspielt bis zu da Haustür. De hamm a Trinkgeld no kriagt.
Johann: I hab was glesen auf da Rechnung, dass mas Getränk zahlt hamm.
Maria: I moan, de hamm dann a kloans Trinkgeld kriagt und han dann umkeaht und san dann wieda in Tanzsaal gangen. Und hamm weitatanzt. Wia lang woaß i nit.
Ruth: Du hast dann die Mutter über die Schwelle getragen?
Maria: Hat a nicht. Mia san ganz normal einigwachtat (lacht).
Hans: Müad und fertig.
Maria: Müad und fertig, du sagst es.
Hans: Und wer is voran gangen?
Maria: Des woaß i nimma. So wia i uns kenn, samma ganz mitanand einigangen.
Johann: Ma is damals scho so aufgeklärt gwedn, dass solchene Formalitäten nimma üblich hand, sozusagen.
Maria: Wirkli wahr? Warn ma des? A, mia warn ganz naiv und dumm.
Johann: Es hat koa Mensch auf so Gebräuche irgendwia Wert drauf glegt.
Ruth: Und dann is die Hochzeitsnacht gekommen.
Maria: Ja.
Ruth: Und dann am nächsten Tag?
Maria: Agfangt eirauma, das hoaßt, i hab des meiste eh scho vorher eigraumt ghabt. Aber du hast keinen Tag Urlaub ghabt, du bist ganz normal in Dienst gangen wia sonst a alle Tag. Und i hab des erschte Mal im neuen Haus gekocht.
Johann: Schlafn war feicht.
Maria: Ja, es war überhaupt no īs ganze Wohnen feicht. überall nach neicher Farb hats grocha. Und ma hat die ganze Zeit sī Fensta aufmacha müassn.
Ruth: Heutzutage richten die Brauteltern die Hochzeit aus. War des da auch so?
Johann: Da war grundsätzlich a Mahlgeld. Also, dass die Hochzeitsgäste selba zahlt hamm.
Maria: Wia war des?
Johann: Das is scho verschieden ghandhabt wordn.
Maria: Da hats verschiedene Arten gebn. Die oan hamm ebn a Mahlgeld ghat, und bei die andan hamms die Brauteltern zahlt.
Johann: Ja.
Maria: Es waren scho gwisse Leit, Brautleit selba sowieso, und i moan, dī Zuabraut und da Zuabräutga a, de hamm koa Mahlgeld zahlt, moan i. Des is dann scho zahlt wordn von die Eltern.
Ruth: Haben die andern das dann gezahlt im Gasthaus?
Maria: Ja, ja, ja. Da is da Wiat kemma und hat von an jeden des einghobn. Des war alls gleich. I moan fünfadreißg Schilling warn des.
Johann: Von dort is das abzuleitn, dass īs mein Bruadan zwenig gwedn is für das, was er zahlt hat.
Maria: Ja, des wars, vor fuffzg Jahr.

Das Gespräch fand am 9. und 10. März 2002 in Rohrbach statt.

Startseite | Zeitgeschichte | Projekt Johann und Maria Hauer